Bistum Münster - 2024 - Familienpastoral im Fokus
Liebe Schwestern und Brüder,
sehr geehrte Damen und Herren,
woran denken Sie bei „Familie“? Möglicherweise kommen Ihnen ähnliche Worte und Gedanken in den Sinn wie mir: Gemeinschaft, Zusammenhalt, Geborgenheit, Liebe. Zur Familie gehört auch, sich mal zu streiten, schwierige oder traurige Zeiten zu durchleben und Herausforderndes gemeinsam zu meistern. Meine Familie ist mir bis heute ganz wichtig. Im Kreis meiner Familie fühle ich mich zuhause. Ich hoffe, Sie erleben das auch so.
Menschen werden in Familien hineingeboren – auch Jesus. Und seine Eltern machen mit ihrem Sohn ähnliche Erfahrungen, die über die Jahrhunderte hinweg bis heute wohl ganz viele Eltern mit ihren Kindern machen. Voller Sorge sind Maria und Josef etwa, so berichtet es der Evangelist Lukas, als sie feststellen müssen, dass der 12-Jährige Jesus nach den Festtagen des Paschafestes, das sie gemeinsam in Jerusalem verbracht haben, die Heimreise nicht mit ihnen angetreten hat. Wie verzweifelt müssen sie ihn drei Tage gesucht haben, ehe sie ihn im Tempel finden. Jede Mutter und jeder Vater kann sich das vorstellen. Füreinander da sein – sich umeinander sorgen: Das gehört zum Familie-Sein dazu.
Familie wird in unserer heutigen Gesellschaft vielfältig und bunt gelebt. Der Familienbegriff hat sich verändert und erweitert. Er bedeutet längst mehr als es die ursprüngliche lateinische Wortbedeutung „Hausgenossenschaft“ bezeichnet: Es gibt Menschen, die alleine, ohne Partner oder Partnerin Kinder groß ziehen, Familien, in die Partner und Partnerinnen aus vorherigen Beziehungen Kinder mitbringen, gleichgeschlechtliche Partnerschaften, in denen Kinder groß werden; Paare ohne Kinder, Großfamilien aus mehreren Generationen oder Eltern mit Kindern in einem Haushalt. Damit wird die Bedeutung, die die Ehe zwischen Mann und Frau als Sakrament für mich und uns als katholische Christinnen und Christen hat, weder in Frage gestellt noch relativiert.
„Die Freude der Liebe, die in den Familien gelebt wird, ist auch die Freude der Kirche.“
Unter diesem Titel haben wir als deutsche Bischöfe schon 2017 zu einer Erneuerung der Ehe- und Familienpastoral eingeladen.
In dem Text war es uns wichtig, gleich zu Beginn das Folgende zu betonen: „Alle, die tagtäglich partnerschaftliche Treue, elterliche Liebe, Fürsorge und Erziehung, Solidarität zwischen den Generationen und aufrechte Beziehungen in ihrem familiären Umfeld leben, leisten einen unendlich wertvollen Beitrag für die Gesellschaft, vor allem aber füreinander. Der unermüdliche Einsatz der Eltern, die ihre Kinder ins Leben begleiten und zu selbst-verantwortlichen Persönlichkeiten heranbilden, ist unersetzbar. Deshalb danken wir besonders den Eheleuten und den Familien für ihr Lebens- und Glaubenszeugnis. Soweit es uns möglich ist, wollen wir Menschen auf diesem Weg unterstützen.“
Diesen Dank möchte ich hier noch einmal unterstreichen: Ich danke den Familien in unserem Bistum und allen, den Hauptamtlichen ebenso wie den Ehrenamtlichen, die sich in unserer Diözese in der Begleitung von Familien engagieren. Das gilt insbesondere in den Feldern der Ehevorbereitung und Paarbegleitung, bei der Stärkung von Familien als Lebensorten des Glaubens und nicht zuletzt bei einem guten Umgang mit der Zerbrechlichkeit von Ehen und Familien.
2024 möchte ich gemeinsam mit den Verantwortlichen für die Ehe- und Familienpastoral auf Bistumsebene sowie mit denjenigen, die in den Kirchengemeinden, Verbänden, Organisationen und Einrichtungen vor Ort für Familien da sind und Familien begleiten, meinerseits einen besonderen Schwerpunkt auf die Familienpastoral legen. Das geschieht auf sehr unterschiedliche Weise. Einige Informationen dazu finden Sie hier, wobei sich die Fülle der familienpastoralen und familienbezogenen Angebote in unserem Bistum natürlich nicht auf einer Internetseite abbilden lässt. Das muss auch gar nicht sein. Viel wichtiger ist, dass die Familien erfahren, wie gut sie begleitet und unterstützt werden.
Ermutigen möchte ich uns mit einem kurzen Text, den Papst Franziskus uns und den Familien 2016 in seinem Apostolischen Schreiben „Amoris laetitia“ gegeben hat. Er schreibt: „Gehen wir voran als Familien, bleiben wir unterwegs! Was uns verheißen ist, ist immer noch mehr. Verzweifeln wir nicht an unseren Begrenztheiten, doch verzichten wir ebenso wenig darauf, nach der Fülle der Liebe und der Communio [Gemeinschaft] zu streben, die uns verheißen ist.“
In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich! Ich freue mich darüber, wenn Sie mit mir in diesem Jahr Familien ganz besonders in Ihr Gebet einschließen und wenn Sie sich durch die unterschiedlichen Angebote inspirieren und bereichern lassen.
Ihr
+ Felix Genn
Bischof von Münster